Risikoneigung: Diese Anlegertypen gibt es bei der Geldanlage
Anleger können unter einer Vielzahl von Anlageformen wählen. Doch welche Geldanlage passt zu Ihnen? Welcher Anlegertyp sind Sie und wie groß ist Ihre Risikobereitschaft? Wer Geld mit Rendite anlegen will, muss Risiken eingehen. Doch Gefahren lauern anderswo: Die Gier nach Vertriebsprovisionen ist der häufigste Grund für Falschberatung durch Banken und Finanzvermittler. Lesen Sie hier, wie Sie besser und erfolgreicher anlegen und welche Anlage zu Ihnen passen.
Kein kostenloses Mittagessen oder nichts ist umsonst
Die No-free-Lunch-Theorie bei Geldanlagen sagt im Wesentlichen folgendes aus: Es gibt bei Geld- und Finanzanlagen nichts geschenkt. Anleger können nur dann eine hohe Rendite erwarten, wenn sie dafür auch entsprechende Risiken in Kauf nehmen. Wer mehr will, muss renditestarke Anlagen wählen und mehr Risiken eingehen. Doch welche Risikobereitschaft wollen Sie auf sich nehmen und welches Risiko können Sie im Ernstfall verkraften?
Anlageformen im Kurz-Risiko-Check
Hier stellen wir Ihnen die wichtigsten Anlagegruppen und die damit verbundenen Risiken vor.
- Sparbuch & Co.: Auf einem Sparbuch, Fest- oder Tagesgeld erhalten Sie Minizinsen. Selbst bei längeren Laufzeiten gibt es niedrige Zinsen. Häufig kompensieren die Erträge nicht einmal die Geldentwertung durch die Inflation. Die Anlagen eignen sich für Anleger die "keine" Risiken eingehen wollen. Achten Sie auf die Einlagensicherung, dann sind Anlagesummen bis zu 100.000 garantiert und sicher.
- Anleihen und Pfandbriefe (Zinsanlagen): Anleger legen das Geld bei Firmen, Banken oder Staaten (Emittenten) in Anleihen bzw. Pfandbriefen an. Die Renditen sind abhängig von der allgemeinen Zinssituation und von der Bonität der Emittenten. Griechenland muss höhere Zinsen als Deutschland zahlen, damit Anlegen Ihr Geld zur Verfügung stellen.
- Immobilien oder Immobilienfonds: Immobilien sind bei vielen Anlegern beliebt und werden häufig auch als Betongold bezeichnet. Doch lassen Sie sich nicht täuschen, die langfristige Rendite schlägt knapp die Inflationsrate. Sie sollten mit einer jährlichen Rendite von 1,5 – 3 Prozent rechnen. Dann sind Sie auf der sicheren Seite und beim Verkauf nicht enttäuscht. Das Risiko beim Immobilienkauf wird hierzulande als eher gering eingestuft. Doch es lauern viele Gefahren. Ärger mit den Mietern, Leerstände oder regionale Wertverluste haben schon häufig die Renditen eingetrübt. Zudem verursachen Immobilien viel Verwaltungsaufwand und Kosten.
- Aktienanlagen: Aktionäre können Kursgewinne und laufende Einnahmen (Dividenden) erzielen. Beides kann sich lohnen und zu hohen Renditen führen. Langfristig können Anleger auf Renditen von 5 – 8 Prozent hoffen. Doch die Risiken sind hoch und die Kursschwankungen nicht zu verachten. Den Kauf von einzelnen Aktien sollten Anleger vermeiden und lieber in breit gestreute Fonds investieren. Ein langer Anlagehorizont ist wichtig, um im Ernstfall Kursschwankungen aussitzen zu können.
Wie kann ich Risiken begrenzen?
Keine Chance ohne Risiko - aber wer Risiken streut, ist besser geschützt. Die Finanzexperten sprechen dabei von Diversifikation. Deutlicher wird es mit dem Sprichwort "Nicht alle Eier in einen Korb legen". Erfahrene Anleger wissen, die Zukunft ist ungewiss und historische Renditen sind kein Garant für die Zukunft. Keiner kann vorhersagen, wie sich bestimme Anlagegruppen entwickeln. Erst recht kann niemand wissen, mit welchen Einzelanlagen sich die besten Renditen erzielen lassen. Deshalb legen clevere Anleger Ihr Geld in verschiedene Körbe. Tagesgeldanlagen für den kurzfristigen Geldbedarf, Anleihen und Pfandriefe als Basisanlagen, Aktien und Immobilien um hohe Renditen zu erwirtschaften. Wer seine Anlagen sinnvoll und strategisch streut und dabei seine Risikotragfähigkeit berücksichtigt, reduziert das Risiko und verbessert die Gesamtrendite seiner Anlagen.
Anleger sollte auch immer das magische Dreieck der Geldanlage im Blick behalten. Jede Anlageform hat Vor- und Nachteile. Das magische Dreieck der Geldanlage zeigt das Spannungsverhältnis der Ziele Rentabilität, Sicherheit und Verfügbarkeiten (Liquidität) auf.
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Was versteht man unter der Risikotragfähigkeit?
Welchen Anlageverlust können Sie wegstecken, ohne Ihren Lebensstandard oder sogar Ihre finanzielle Existenz zu gefährden? Die Beantwortung dieser Frage ist abhängig von Ihrem laufenden Einkommen und dem vorhandenen Gesamtvermögen. Auch das Ziel, dass Sie mit der Geldanlage verfolgen und der Anlagehorizont spielt eine Rolle. Legen Sie in jungen Jahren Geld für den Ruhestand zurück, dann könnten auch Aktienanlagen die richtige Entscheidung dafür sein. Dann kann es Ihnen im Grunde egal sein, ob die Aktienkurse kurzfristig abstürzen. Denn wenn Sie bis zur Rente noch 30 oder 40 Jahre vor sich haben, können Sie diese Phase überbrücken und abwarten bis sich die Kurse wieder erholt haben. Anders sieht es aus, wenn Sie kurz vor der Rente stehen und das Geld für den Ruhestand benötigen. An diesem Beispiel sehen Sie, eine pauschale Antwort ist nicht möglich. Bei der Betrachtung der Risikotragfähigkeit sind folgende Punkte mit einzubeziehen: Einkommen, Vermögen, Ziele, Anlagedauer und die Anlagementalität bzw. Einstellung des Anlegers.
Wie groß ist meine Bereitschaft Risiken einzugehen?
Können Sie nur ruhig schlafen, wenn Ihr Geld auf dem Sparbuch ruht? Oder haben Sie unter Renditegesichtspunkten kein Problem damit, mit Ihrem Geld Risiken einzugehen und größere Kursschwankungen hinzunehmen? Wichtig ist, dass Sie ehrlich mit diesem Thema umgehen und Ihre Risikobereitschaft realistisch einschätzen. Im Idealfall sollte die Zusammensetzung des Gesamtvermögens (Fachbegriff: Asset Allocation) Ihrer Risikobereitschaft entsprechen. Das Verbrauchermagazin Finanztest unterscheidet zwischen drei Risikostufen und hat diese Vermögenszusammensetzungen "Pantoffel-Portfolios" genannt:
- Pantoffelportfolio für Vorsichtige: 25 % Aktien / 75% Zinsanlagen
Größere Verlustrisiken sollen vermieden werden. Die Basis der Anlagen bilden Spareinlagen, Tages-/Festgelder und Anleihen. Größere Vermögensschwankungen sollten möglichst vermieden werden. Vorrangiges Ziel ist der Kapitalerhalt. Die Renditeoptimierung spielt eine untergeordnete Rolle.
Anlegertyp: Ausgewogener Anleger - Pantoffelportfolio für Fifty-fifty-Typen: 50 % Aktien / 50 % Zinsanlagen
Nicht zu heiß und nicht zu kalt - so könnte man diese ausgewogene Strategie beschreiben. Die Anleger wollen die Chancen der Aktienmärkte nutzen, aber auch auf schwankungsarme Geldanlagen setzen. Man ist bereit gewisse Verlustrisiken bei Aktien einzugehen, aber die Hälfte des Vermögens soll sicher angelegt sein.
Anlegertyp: Defensive Anleger - Pantoffelportfolio für Risikobereite: 75 % Aktien / 25 % Zinsanlagen
Die Anleger haben eine hohe Ertragserwartung. Die Erträge sollen wesentlich über dem Zinsniveau liegen. Überwiegende Aktienanlagen sollen für eine überdurchschnittliche Wertsteigerung sorgen.
Anlegertyp: Offensiver und risikobereiter Anleger
Welcher Anlagetyp sind Sie?
Diese Frage können nur Sie beantworten. Entwickeln Sie ein Gefühl für Ihre Empfindungen und Ängste. Damit Sie die richtige Antwort finden, sollten Sie sich beispielsweise folgende Fragen stellen und ehrlich beantworten:
- Welche Verlusthöhe gefährdet meine finanzielle Existenz?
- Welche Kursschwankungen, auch wenn diese nur kurzfristiger Natur sind, würden mir meinen Schlaf rauben?
- Welche Verluste könnten meine persönlichen Finanzziele (z.B. Immobilienkauf, Altersvorsorge etc.) gefährden?
- Kann ich Verluste aussitzen und mit der Rückzahlung warten?
- Wie lange kann ich auf die Rückzahlung des Anlagebetrages verzichten?
Wer seine Risikobereitschaft kennt und sein Vermögen nach seiner Risikotragfähigkeit ausrichtet, schafft die Basis für eine ausgewogene und solide Vermögensaufteilung. Damit Sie keine Fehler machen und die richtige Anlagestrategie treffen, sollten Sie sich von einem unabhängigen Anlageexperten beraten lassen.
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